Bis vor kurzem weigerte sich der Messenger-Dienst Telegram vehement, die Daten seiner Nutzer weiterzugeben – und dies sogar dann, wenn Strafverfolgungsbehörden die anfragende Stelle waren.
Insbesondere diese „höhere Sicherheit der eigenen Daten“ machte den Messenger bei den Nutzern beliebt. Natürlich kann man sich vorstellen, dass dies nicht nur Menschen zugutekam, die lediglich besonders am Schutz ihrer eigenen Daten interessiert sind und diese nicht unbedingt mit Anbietern wie WhatsApp und Co. teilen wollten. Auch Kriminelle nutzten Telegram gern, da die Wahrscheinlichkeit, dass die Kommunikationen mitgelesen und offengelegt werden, weitaus geringer war, als bei anderen Messengern.
Bereits in der Vergangenheit hatte sich Telegram den Unmut verschiedener Regierungen zugezogen, z.B. von der Europäischen Union aber auch von Staaten wie Russland oder dem Iran, weil der Dienst die Anfragen von Strafverfolgungsbehörden zur Auskunft über seine Nutzer stets abwies. Nun ging es Telegram aber doch an den Kragen.
Der Anbieter der Kommunikations-App gab nun bekannt, künftig die IP-Adressen und Telefonnummern von Nutzern an die zuständigen Behörden weiterzugeben, wenn dies rechtlich zulässig ist. Dies zog auch eine Änderung der Nutzungsbedingungen mit sich.
Zuletzt hatte es auch etwas Tumult um den Telegram-CEO Pawel Durow gegeben, der kürzlich inhaftiert wurde. Die französische Justiz hatte Durow die Komplizenschaft bei der Verbreitung von Material über sexuellen Kindesmissbrauch vorgeworfen. Dabei soll insbesondere Telegram nicht ausreichend gegen die Verbreitung krimineller und extremistischer Inhalte auf der Plattform vorgehen. Durow ist mittlerweile auf Kaution wieder frei, darf allerdings Frankreich nicht verlassen. Er bezeichnete die Vorwürfe als absurd und betonte, dass er nichts zu verbergen habe.
Dass die Öffnung des Messengers den Behörden genau zu diesem Zeitpunkt ermöglicht wird, kann wohl nur schwerlich als Zufall abgetan werden. Dennoch argumentiert Durow auf den sozialen Medien eher sachlich und als ob es hier keinen Zusammenhang gegeben hätte. „Um Kriminelle weiter davon abzuhalten, die Telegram-Suche zu missbrauchen, haben wir unsere Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien aktualisiert, um sicherzustellen, dass sie weltweit konsistent sind. Wir haben klargestellt, dass die IP-Adressen und Telefonnummern derjenigen, die gegen unsere Regeln verstoßen, auf gültige rechtliche Anfragen hin an die zuständigen Behörden weitergegeben werden können“, schreibt Durow auf seinem Telegram-Kanal.
Im September hatte es bei Telegram bereits Änderungen gegeben. Ein Team von Moderatoren hatte mittels künstlicher Intelligenz damit begonnen, „zweifelhafte“ Inhalte aus den Suchergebnissen der Telegram-Suche zu entfernen. Damit begegnete der Messenger den Vorwürfen der „zu laxen Moderation“ und „fehlender Beitragskontrolle“ der Inhalte der Nutzer. Nach welchen Parametern hier vorgegangen wurde, wurde nicht weiter differenziert.
Viele Nutzer, die Telegramm gerade wegen der höheren Privatsphäre genutzt haben sind enttäuscht und geben an, sich nach anderen Alternativen umzuschauen, in denen „keine Inhalte zensiert“ werden und ihre Daten „noch sicher sind“.
Wir informieren Sie, insofern es hier Neuigkeiten gibt! [SRE]
Quellenangaben:
- Artikel „Telegram rückt IP-Adressen und Telefonnummern raus“, abgerufen am 24.09.2024 unter: https://www.heise.de/news/Telegram-wird-Regierungen-mehr-Daten-zur-Verfuegung-stellen-9949730.html
Autorin:
Sabrina Reinecke [SRE], externe betriebliche Datenschutzbeauftragte (TÜV-Zertifizierung)