Cell Broadcast: Ein alter Hut?!
Bei dieser Technologie handelt es sich genau genommen um keine wirkliche Neuerung, da sie bereits 1997 in Paris vorgestellt wurde. Auch LĂ€nder wie die USA (2012) und Kanada (2015) nutzen das System schon seit Jahren. Da es allerdings hauptsĂ€chlich mit Kosten verbunden ist, aber im Gegenzug keine Einnahmen generiert, wird es in der EU aktuell erst unter Zwang eingefĂŒhrt. Dabei ist Ăsterreich sogar noch spĂ€ter dran als Deutschland. Hier gibt es noch nicht einmal eine nationale Verordnung zur Umsetzung eines solchen Systems.Nach dem EU-Recht sollte die Technologie eigentlich schon vor rund acht Monaten zum 21. September 2022 ausgerollt werden. Am 23.02.2023 endete allerdings erst die Frist fĂŒr die Netzbetreiber Deutsche Telekom, TelefĂłnica und Vodafone, um das Sytem in Betrieb zu nehmen.
Laut dem Bundesamt fĂŒr Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) ist Cell Broadcast ein weiterer wichtiger Schritt zur StĂ€rkung des Bevölkerungsschutzes. Die EU-Verordnung 2018/1972 trĂ€gt dafĂŒr Sorge, dass der Dienst fĂŒr die EmpfĂ€nger der Warnungen gebĂŒhrenfrei ist. Die Warnungen sollen bei KatastrophenfĂ€llen in Deutschland von den Lagezentren der BundeslĂ€nder sowie von den Leitstellen der Landkreise und kreisfreien StĂ€dte abgesetzt werden.
Wie genau funktioniert die Technologie?
Wie der Name der Technologie âCell Broadcastâ schon vermuten lĂ€sst, werden unabhĂ€ngig von der Rufnummer rundfunkartig Nachrichten an alle kompatiblen EndgerĂ€te, die in einer Funkzelle eingebucht sind, gesendet. Dies ist auch der Vorteil der Technologie, da eine groĂe Zahl von EndgerĂ€ten in wenigen Sekunden erreicht werden kann. WĂŒrden die Nachrichten beispielsweise als SMS rufnummernspezifisch versendet werden, wĂŒrde es schnell zu einer Ăberlastung der Netze kommen. Dies könnte wiederum zu langen Ăbertragungszeiten fĂŒhren oder gar einen gesamten Zusammenbruch des Informationssystems bedeuten.Eine weitere Besonderheit der Technologie ist, dass Cell-Broadcast-Mitteilungen mit derselben âSeriennummerâ wiederholt ĂŒbertragen werden können. Somit werden auch GerĂ€te erreicht, die beim ersten Versand nicht in der Zelle eingebucht waren. EndgerĂ€te, die die Nachricht bereits erhalten haben, ignorieren die darauffolgenden mehrfachen Zustellungsversuche, insofern die âSeriennummerâ der Nachricht gleich bleibt.
Die Nachrichten selber sollen dabei aus bis zu 1395 alphanumerischen Zeichen bestehen. Multimedia-Elemente sind nicht vorgesehen. Links könnten grundsĂ€tzlich zwar im Text enthalten sein, sind aber derzeit umstritten, weil auch das Anklicken der Links von tausenden Personen gleichzeitig höchstwahrscheinlich nur zu einer Ăberlastung der jeweiligen Webseite fĂŒhren wĂŒrde.
Generell gibt es durchaus MobilfunkgerĂ€te, die die Benachrichtigungen nicht automatisch anzeigen, da dies erst in den Systemeinstellungen freigegeben werden muss. Bei einem GroĂteil der EndgerĂ€te funktioniert die Technologie allerdings ohne weiteres Zutun durch den Nutzer. Allerdings erreichen die Nachrichten nur die GerĂ€te, die in einer Funkzelle eingebucht sind. Befinden sich EndgerĂ€te z.B. im Flugmodus, ist das Empfangen der Warn-Nachricht nicht möglich.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Technologie nie Anwendung finden muss, weil uns derartige NotfÀlle und Katastrophen hoffentlich erspart bleiben.