Apple hat angegeben, mehr für den Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer tun zu wollen. Hierzu möchte das Unternehmen die sogenannte App Tracking Transparency (ATT) einführen und diese sogar in die nächste Version des Betriebssystems (iOS 14.5) fest eingliedern. ATT verhindert dabei den Zugriff auf die Werbe-ID des Nutzers.
In der Praxis bedeutet dies, dass jede einzelne App auf einem iPhone vor ihrer Verwendung den Nutzer um eine Einwilligung / Ablehnung von Werbe-Tracking bitten muss. Natürlich steigt hier die Anzahl der Nutzer, die die Erhebung Ihrer personenbezogenen Daten (und ggf. die Weitergabe an Dritte) ablehnen. Dies ist der Werbeindustrie ein Dorn im Auge, weil die Daten der Nutzer weniger leicht abzugreifen und zu verwerten sind, um z.B. durch gezieltes Marketing und Profiling zielgruppenspezifische Werbung zu schalten, um wiederum höhere Verkaufszahlen zu generieren.
Der Handel mit den Daten
Im letzten Jahrzehnt haben sich Daten wahrhaftig als eine Art „neue Währung“ und „begehrtes Gut“ im World Wide Web etabliert. Renommierte Tageszeitungen fragen die Nutzer, ob Sie mit einem monatlichen Bezahlabo (werbefrei) oder mit der Setzung von Cookies (sprich Ihren Daten) bezahlen wollen. Die Option „weder noch“ gibt es da mittlerweile auf vielen Seiten nicht mehr, sodass man sich als Nutzer umschauen muss, auf welcher Seite man seine täglichen Nachrichten noch frei lesen kann. Hier stehen sich natürlich der Artikel 19 des Grundgesetzes (Informationsfreiheit und das Recht zur Informationsaufnahme als Bestandteil der Meinungsbildungsfreiheit) und die Würdigung bzw. Entlohnung des journalistischen Gutes und der Recherchearbeit gegenüber. Unterm Strich bleibt aber dennoch die Erkenntnis, dass Daten hier als eine Art „Währung“ und neue Bezahlmethode fungieren.
Auch haben sich in der Werbebranche milliardenschwere Netzwerke von Werbefirmen etabliert, die das Verhalten von Nutzern mit deren Werbe-IDs verknüpfen. Hieraus lassen sich wertvolle Erkenntnisse ziehen, die im wahrsten Sinne des Wortes „goldwert“ sind. In eben diesen Netzwerken ist auch der Datenhandel zu einer großen Einnahmequelle (und gleichzeitig zu einem gefährlichen Problem für die Nutzer) geworden. Auch wenn der eine oder andere Nutzer eher „Zum Teufel mit diesen lästigen Cookieabfragen“ oder „Sollen die doch alles über mich wissen“ denkt: Die eigenen personenbezogenen Daten (Name, Adresse, eventuell sensiblere Daten wie Kreditkartenangaben oder Passwörter für z.B. E-Mail-Accounts) möchte dann doch wiederum niemand in Datenbank-Foren gehandelt haben.
Apple: Datenschutzoptionen
Apple bietet im Menü unter Einstellungen/Datenschutz/Tracking die Möglichkeit die Apple-ID für Werbetreibende zu löschen („Apple ID for Advertisers“ (IDFA)). Auch gibt es für Nutzer, die den iPhone-Passwortmanager nutzen unter Einstellungen/Passwörter die Möglichkeit sich kompromittierte Passwörter anzeigen zu lassen, die höchstwahrscheinlich bereits abgegriffen wurden und entsprechend in Datenbanken bekannt sind.
Wie vollumfänglich diese Methoden in der Praxis funktionieren steht natürlich auf einem anderen Blatt geschrieben, dennoch bieten Sie Apple-Nutzern Möglichkeiten etwas für Ihre Datensicherheit zu tun. Das Betriebssystem iOS 14.5 hat zum Ziel, den Zugriff auf die IDFA standardmäßig zu schützen.
Medienkonzerne protestieren gegen Apples Pläne
Nach Apples Mitteilungen zu den Themen erweiterte Privatsphäre, iOS 14.5 und ATT haben sich viele Werbe- und Medienunternehmen sowie Social Media Konzerne zu Wort gemeldet. Der Facebook-Konzern warf Apple „wettbewerbsfeindliches Verhalten“ vor und kündigte an juristisch dagegen vorzugehen. Auch initiierte der Social-Media-Gigant eine weitreichende PR-Kampagne gegen die Datenschutz-Funktion von Apple. Laut Facebook leitet Apple die Nutzer auf werbefreie Abomodelle und In-App-Käufe um, an denen das Unternehmen wiederum selbst verdiene.
Auch wurden die Vorwürfe laut, Apple würde alle anderen Unternehmen von der Datenerhebung abschneiden, die eigenen Apple-Produkte allerdings nicht – und sich somit vor allem selbst bevorzugen. Apple hingegen sagt dazu, dass alle Privatsphäre-Maßnahmen ebenso für die eigenen Unternehmen gelten würden. Laut Apple sei die Privatsphäre ein „fundamentales Menschenrecht“ und jeder Nutzer sollte bewusst und selbst entscheiden können, ob er seine Daten weitergeben möchte. Nach Apple müssten Facebook und Co. nichts an ihrem derzeitigen Tracking-Modell für nutzerspezifische Werbung ändern – es sollte nur dem User selbst überlassen werden, informiert in das Tracking einzuwilligen oder es abzulehnen. Facebook und andere Konzerne fürchten immense finanzielle Auswirkungen, da bei der derzeitigen Erhebung der Daten im Hintergrund („unbemerktes Abfischen“) die meisten Nutzer gar nichts von der Datenübertragung mitbekommen.
Auch wirft der Facebookkonzern Apple vor, den App-Store zum eigenen Vorteil zu nutzen und insbesondere kleineren Unternehmen, die sich durch effizientes Zielgruppenmarketing über Wasser halten, zu schaden. Dennoch sitzt Apple hier teilweise am längeren Hebel: So hat sich Facebook dazu bereit erklärt, Opt-In-Anfragen in die Instagram- und Facebook-Apps zu integrieren, da die Anwendungen sonst aus dem Apple-Store entfernt worden wären.
Die zuständigen Behörden geben an, Apples Datenschutzinitiative näher beleuchten zu wollen, um sicherzustellen, dass diese keine wettbewerberfeindliche Diskriminierung oder gar Selbstbevorzugung darstellt. Viele Datenschützer sprechen sich allerdings pro-Apple aus, da sich die Maßnahmen mit den Anforderungen aus datenschutzrelevanten Verordnungen und Normen (z.B. der ePrivacy-Verordnung oder der DSGVO) decken.
Tech-Unternehmen gehen neue Tracking-Wege
Insbesondere in China glaubt man weniger an den Erfolg eines gerichtlichen Vorgehens gegen Apple und probiert es auf dem technischen Weg. Daran beteiligt sind unter anderem Konzerne wie Baidu, ByteDance (TikTok) und Tencent (WeChat). Alternative Ansätze wie „Geräte-Fingerprinting“ sollen Tracking weiterhin ermöglichen, auch wenn Apple den Zugang zur Werbe-ID verwehrt. Auch die staatlich geförderte China Advertising Association (CAA) entwickelt eine Technik, die das Ziel hat Nutzerverhalten im Internet ohne Erlaubnis erfassen zu können.
Google: Ein „Weggefährte“?
Neben Apple geht auch Google einen ähnlichen Weg, indem das Unternehmen ebenfalls anstrebt das Cookie-Tracking in seinem Chrome-Browser zu unterbinden. Auch hier waren die Proteste aus der Werbeindustrie entsprechend laut und Google wurde ebenfalls vorgeworfen, zum eigenen Vorteil zu agieren. Es bleibt im kommenden Jahr bezüglich dieses Themas wohl spannend und aufschlussreich. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Quellenangaben
- Artikel „Wie die Werbebranche Apples Privatsphärenschutz bekämpft“, abgerufen am 15.04.2021 unter https://www.heise.de/news/Wie-die-Werbebranche-Apples-Privatsphaerenschutz-bekaempft-6003477.html?wt_mc=nl.red.ho.ho-nl-daily.2021-04-15.link.link
- Artikel „Tracking-Schutz in iOS 14: Facebook will Apples „erzwungenes Update“ torpedieren“, abgerufen am 15.04.2021 unter https://www.heise.de/news/Tracking-Schutz-in-iOS-14-Facebook-will-Apples-erzwungenes-Update-torpedieren-4992420.html