Apple plant eine neue Offensive, bei der vielen Datenschützern die Haare zu Berge stehen. Der Konzern möchte die iPhones seiner Kunden mit der neuen Funktion „neuralMatch“ nach kinderpornografischen Inhalten durchsuchen. Dafür sollen spezielle Suchprogramme ohne das Wissen des Nutzers im Hintergrund laufen. Insbesondere beim Upload von Bildern in die iCloud soll die Software zum Einsatz kommen und auf den Endgeräten der Nutzer nach kinderpornografischen Inhalten suchen. Nach einer internen Prüfung sollen die iPhone-Besitzer an die Strafverfolgungsbehörden gemeldet werden. Diese Prüfungen werden z.T. von Mitarbeitern durchgeführt. Auch gibt es einen nicht weiter definierten Schwellenwert für Meldungen, der dazu dienen soll Fehlalarme zu unterbinden.

Viele Datenschützer kritisieren, dass Apple mit diesem Vorgehen einen Präzedenzfall für staatliche Überwachungen schafft und zudem gleich eine Software programmiert, die missbraucht werden könnte. Was mit Kinderpornografie anfängt könnte sich nach Meinung der Experten auch schnell auf die generelle Überwachung von Privatpersonen ausweiten. Insbesondere autokratische Regimes könnten hier zum Problem werden. Nicht zu vernachlässigen ist laut den Datenschützern ebenfalls das Missbrauch-Potenzial einer solchen Technologie, da diese natürlich ebenso dazu genutzt werden kann jemandem z.B. eine Straftat anzuhängen. Zudem würde durch Apples Maßnahme auch die „Ende-zu-Ende-Verschlüsselung“ deutlich an Wert und Glaubwürdigkeit verlieren.

Strategieänderung: Apple auf Abwegen?

Darüber hinaus kommt immer wieder die Frage auf, warum das Unternehmen, das sich nach außen gern als „Verteidiger der Privatsphäre der Privatpersonen“ darstellt, nun eine solch gegenteilige Offensive anstrebt. Ein artverwandter und sehr bekannter Fall ist Apples Standhaftigkeit im Jahr 2015, als das FBI das iPhone des Attentäters von San Bernardino hacken wollte und Apple dem Druck des FBIs nicht stattgegeben hat. Nun geht Apple laut Edward Snowden (via Twitter) anscheinend einen neuen Weg, da das Unternehmen „mit der Entwicklung der neuen Technologien den Weg in die Massenüberwachung ebnet“. Die Tagesschau spricht von einer „schockierenden Kehrtwende für enttäuschte Nutzer“, die in Apple den Marktführer hinsichtlich Datenschutz- und -sicherheit gesehen haben.

Laut Apples eigenen Aussagen würde die neue Funktion nichts am Schutz der Nutzerdaten ändern oder die Verschlüsselung beeinträchtigen. Im Herbst plant das Unternehmen außerdem die Einführung weiterer Funktionen. So sollen z.B. die Eltern von Kindern, die selbst schon Smartphones nutzen, eine Nachricht erhalten, wenn das Kind in einem Messenger-Dienst ein Bild senden oder empfangen will, auf dem der Apple-Algorithmus sexuelle Inhalte identifiziert hat.

Wir werden den Fall im Blick behalten und Sie über die weitere Entwicklung umfassend informieren.

Quellenangaben

  • „Totalüberwachung durch die Hintertür – Apples fataler Sündenfall“, abgerufen am 10.08.2021 unter https://www.heise.de/meinung/Totalueberwachung-durch-die-Hintertuer-Apples-fataler-Suendenfall-6157251.html
  • Kampf gegen Kinderpornografie: „Massive Kritik an Apples Fotofunktion“, abgerufen am 10.08.2021 unter https://www.tagesschau.de/ausland/apple-kritik-foto-funktion-kinderpornos-101.html
  • „Warum Apples Kampf gegen Kinderpornografie umstritten ist“ abgerufen am 10.08.2021 unter https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/iphone-hersteller-warum-apples-kampf-gegen-kinderpornografie-umstritten-ist/27491604.html?ticket=ST-3937288-cqTwMVCaGCeXzOiTriWC-ap1